22.08.2020 in Allgemein

Politiker Speed-Dating auf dem Schulhof

 

Quelle: MAZ - Der Havelländer | Samstag/Sonntag, 22./23. August 2020, von Danilo Hafer

(Bild: Schüler des Leonardo-da-Vinci-Campus in Nauen löchern Vertreter von Grünen, Linken, SPD und CDU mit ihren Fragen. Robert Borchert stand Rede und Antwort: In kleinen Gruppen konnten die Schüler ihre Fragen an die Kommunal- und Landespolitiker reichen. Foto: Danilo Hafer) 

Nauen. Digitalisierung, Flüchtlinge, Politikeralltag, Bildung und Umwelt. Den Schülern der 11. Klasse vom Leonardo-da-Vinci-Campus Nauen brannten am Freitag allerhand Fragen zu ganz unterschiedlichen Themen unter den Nägeln. Da kamen die Politiker nicht nur wegen der Hitze ins Schwitzen.

Die Deutsche Gesellschaft, ein Verein zur Förderung politischer, kultureller und sozialer Beziehungen in Europa, hatte zum Politiker-Speed-Dating geladen. Neben der Landtagsabgeordneten Petra Budke (Grüne) und der Landesvorsitzenden der Linken in Brandenburg, Anja Mayer, stellten sich auch der Nauener Stadtverordnete Robert Borchert (SPD) und Marcus Welzel, Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Ketzin/Havel, den Fragen der Schülern. Und die hatten es ganz schön in sich.

„Warum wählen immer weniger Menschen die Linke?“, fragte der 17-jährige Radmehr. Das wüsste wohl auch Anja Mayer gern. „Ende der 90er-Jahre lag die Linke im Osten bei 30 Prozent. Seither hat sich die Politik stark verändert, neue Parteien, wie die AfD, kamen hinzu. Und auch die Leute wählen anders. Früher haben viele Menschen ihr ganzes Leben ein und dieselbe Partei gewählt, das ist heute nicht mehr so“, sagte Mayer.

Geändert habe sich auch der Umgang der Menschen miteinander. Heute müssen sich Politiker mit Hass in den Sozialen Medien rumschlagen, wie Petra Budke schon selbst erfahren musste. „Ich wurde einmal im Internet mit Gollum aus Herr der Ringe verglichen. Hass im Netz ist ein ganz großes Thema“, so die Grünen-Politikerin. Sie würde sich daher mehr Medienunterricht in den Schulen wünschen. Dazu gehöre auch, Fake-News zu erkennen.

Alle 20 Minuten wechselten die Politik-Vertreter am Freitag den Platz, um so einmal mit allen Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. „Ich finde solche Aktionen toll und finde, dass dies viel häufiger gemacht werden sollte, weil man auch als Politiker so noch einmal über seine Aussagen nachdenken kann“, sagte Robert Borchert.

Bei den Schülern kam die Aktion ebenfalls gut an. „Ich habe Politik lange von mir ferngehalten, auch weil es so mühsam ist, sich durch die dicken Wahlprogramme der Parteien zu arbeiten. Ich finde, Politiker sollten häufiger in die Schulen kommen, damit wir als Schüler direkt erfahren, wie sie zu bestimmten Themen stehen“, sagte die 16-jährige Phiedes.

Doch auch die Politiker selbst interessiert, was die Jugendlichen gerade bewegt. „Habt ihr angesichts der Corona-Pandemie oder wenn eine Partei wie die AfD viel Zuspruch bekommt Sorgen?“, fragte Anja Mayer. „Wenn die Menschen in Deutschland wieder so stark rechte Parteien wählen, macht mir das ehrlich gesagt schon Sorgen“, sagte Radmehr. Es sei wichtig, dass die Menschen richtig informiert seien. Mitunter könne es auch helfen, wenn Menschen unterschiedlicher Meinung miteinander ins Gespräch kommen.

„Wir hatten auch bei der AfD angefragt, ob sie jemanden vorbeischicken möchten, es fand sich aber niemand“, sagte Stephan Rasche von der Deutschen Gesellschaft.

15 solcher Speed-Dating-Veranstaltungen plant der Verein in diesem Schuljahr im ganzen Land Brandenburg. Gefördert wird das Projekt „Ausgefragt? Nachgehakt!“ im Rahmen des Handlungskonzeptes „Tolerantes Brandenburg“ und soll politische Mitsprache vermitteln und die Wahlbeteiligung bei Erstwählern steigern.

 

 

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